Der Gedanke an eine bessere Zukunft, an das eigene Glück und den eigens erarbeiteten Wohlstand beschäftigt den Menschen nicht zuletzt in den USA. Der Gedanke liegt ja nicht fern, sind doch alle Menschen gleich, haben die selben Möglichkeiten und Wünsche. Nur die Voraussetzungen sind unterschiedlich, und die Vorstellungen über das eigene Glück laufen immer weiter auseinander. Trotzdem ist der amerikanische Traum wohl der am meisten geträumte. Eine einheitliche Definition gibt es aber nicht. Jeder Mensch hat vermutlich seinen eigenen Traum, für den einen handelt er von Freiheit und Gleichberechtigung, für andere ist es der Traum von einem erfüllten Leben, und für wiederum andere ist es der Wunsch nach Ruhm und Reichtum. Im Allgemeinen kann man den amerikanischen Traum wohl definieren, als einen, der jedem Menschen die Freiheit gibt, seine Ziele zu erreichen. Man kann es zu Ruhm und Wohlstand bringen, wenn man nur hart genug dafür arbeitet. Wer das nicht schafft, ist wohl zu faul!? „Amerika ist zu groß für kleine Träume“ sagte einst ein großer Kommunikator, ein Mann der sich wie 39 vor ihm als oberster Repräsentanten verstand und einmal mehr bestätigt hat, wie viel Pech das Land mit der Wahl ihrer Präsidenten hatte. Heute bröckelt die Fassade des Landes stärker denn je. Der konservative Weg der Republikaner hat sich nicht als Allheilmittel bewährt und die Vereinigten Staaten in eine schwere Krise der Neuzeit gestürzt. Auf der Suche nach Grund und Ursache fängt die Polemik Feuer und relativiert die Meinungen. Deshalb haben wir in unserer Dezembersendung mit Künstlern aus den USA gesprochen in der Hoffnung ein paar Antworten zu bekommen. Die einen sind Ansässige der sommerlichen Westküste, die Anderen eher raues Klima am Lake Michigan gewöhnt. Es sollte in Erfahrung gebracht werden, wie sich der Wandel des Landes bemerkbar macht und sich schon seit geraumer Zeit auswirkt. Zwei Bands hatten wir dazu am Mikrofon, alte Hasen des Musikbusiness könnte man sagen, denn beide Kapellen haben sich bereits im Jahr 1988 gegründet. Im Interview waren SAMIAM aus San Francisco, die Helden von früher, denen die Vaterschaft des Emocore zugesprochen wird. Diese Schublade verstehen die Jungs allerdings nicht und sind selbst ratlos beim Versuch, Erklärungen zu finden zum Phänomen EMO. Sergie Loobkoff, seines Zeichens Gitarrist bei Samiam ist sich allerdings sicher, dass es den amerikanischen Traum noch gibt. Man kann noch immer vom Tellerwäscher zum Millionär aufsteigen, davon ist er überzeugt. Allerdings ist diese Tatsache nicht unbedingt amerikanisch, gibt es doch ebenso einen deutschen Traum, glaubt er zu wissen. Es könnte auch eine Masche der Obrigkeit sein, „to keep the people down“ meint er. Die Unsicherheit über das waghalsige Thema ist spürbar, hat man doch in Kalifornien momentan andere Sorgen. Im Großen und Ganzen sind sie mit dem Governator allerdings zufrieden. Anders sieht es bei TORTOISE aus, einer Instrumentalband aus Chicago, auch Ihnen wird nachgesagt, für einen bestimmten Musikstil mitverantwortlich zu sein. Postrock wird er genannt von „unerfahrenen Journalisten, denen die Worte fehlen“, so John McEntire. John sieht das Land aus einer anderen Perspektive, vielleicht ist die Witterung ausschlaggebend, vielleicht die andere Situation vor Ort. „Der amerikanische Traum ist ein Hirngespinst / just a good thought“ meint er und beschreibt das Land in einer unumkehrbaren Rezession. Die USA werden ihre Vormachtstellung verlieren und sich in der zweiten Klasse Platz verschaffen müssen. Die Armut steigt enorm an, viele Menschen leben bereits schon jetzt in Zeltstädten und trotzdem lenkt die Politik nicht ein. Der Apparat ist zu schwerfällig und unflexibel, zu eingebildet und letztendlich zu uneinsichtig vom Geradauskurs weg zu manövrieren. Zu viele Jahre in denen die USA die Weltmachtstellung innehatten, haben eine Engstirnigkeit und gewisse Arroganz erzeugt, sodass ein Umdenken für die meisten nicht in Frage kam. Die Zeit ist seit dem Fall der Sowjetunion schneller vorangeschritten als sich manch Yankee eingestehen will, hat sich das weltweite Erleuchten des Amerikanismus doch bereits als fader Schein offenbart der nur beim ersten Hingucken noch Eindruck macht. Vielleicht wären Perestrojka und Glasnost jetzt eine gute Hilfe, ein Umdenken zu provozieren im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Viel Geduld und Zeit bleibt allerdings nicht mehr, sich hinter bröckelnder Fassade zu verstecken und neue Potemkinsche Wunderbauten zu errichten.